Plüsch, Deko und Retro-Charme

Wie wohnen wir morgen? Trends versuchen immer wieder aufs Neue eine Antwort darauf zu geben. Dabei werden oft aktuelle Strömungen aufgegriffen und weiterentwickelt. Und somit sind die Trends der letzten Jahre auch dieses Jahr spürbar: viele Hersteller setzen auf kleine Einzel-Möbel, die sich in unseren immer kleiner werdenden Wohnraum fügen und in Form und Farbe einen gewissen Retro-Charme versprühen. Neu dagegen wirken die immer plüschigeren Stoffe und flauschigen Polsterungen, gerne kombiniert mit schimmernden Metallen wie Messing und Kupfer. Voll im Trend sind auch hochgeschlossene Polstermöbel, die es uns erlauben – wie die Ohrensessel aus Omas Zeiten – von unserer Umwelt abzukapseln und in einen geschützten, kuscheligen Bereich abzutauchen.

Aber auch die neu entdeckte Liebe zur Deko und allerlei Schnickschnack kommt nicht zu kurz. Wo es vor kurzem noch hieß „weniger ist mehr“ und Nüchternheit und die Schlichtheit geradliniger Architektursprache im Fokus stand, reihen sich heute allerhand Vasen, Design-Objekte und dekorative Schalen an Topfpflänzchen und Kerzenhaltern. All die kleinen Dinge erfordern aber auch dekorativen Stauraum, der die kleinen Design-Schätze zur Geltung kommen lässt. An so manchem Stand geht es dabei haarscharf an der Grenze zum Kitsch vorbei. So Mancher sieht in diesem Hang zur Gemütlichkeit in den eigenen vier Wänden eine Art Flucht in die Geborgenheit des sicheren Zuhauses in Krisen dominierten Zeiten. Aber mal ehrlich: wer kann bei schönen kleinen Dingen schon nein sagen? Vor allem weil sie so schön erschwinglich sind im Gegensatz zu so manch teurem Designermöbel.

Living Kitchen

Die Menschenmassen, die sich durch die „Living Kitchen“ schieben, machen es mal wieder deutlich: beim Thema Kochen und Essen sind wir alle mit dabei.

Ein großes Thema dieses Jahr sind Dunstabzugshauben. Nahezu jeder Hersteller kann mit einem Highlight aufwarten: dekorative Lösungen in knalligen Farben, Platten, die beschreibbar oder magnetisch sind und als Pinnboard dienen, Abzüge, die eher an dekorative Leuchten erinnern oder den Koch mit guter Musik bei Laune halten, Muldenlüfter, die für Kopffreiheit sorgen und den Dampf direkt am Topf abziehen…

Ein weiterer Schwerpunkt in der Küchenwelt ist die Digitalisierung und die Vernetzung der einzelnen Geräte. Miele zum Beispiel präsentiert eine App, die sämtliche Geräte durch dem Smartphone steuern lässt – den Backofen bequem von unterwegs vorheizen – kein Problem. Beim Einkaufen haben Sie nicht mehr im Kopf, wie es um den Kühlschrank-Inhalt steht – kein Problem mit dem neuen Gerät von Bosch, denn bei jedem Kühlschrank-Schließen wird ein Foto geschossen, so dass man von unterwegs in die Vorräte zu Hause sehen kann.

Bei aller Technik-Affinität kommt die Küche von heute nicht ohne ein altbewährtes Möbelstück aus: einem großen Esstisch. Er ist unser Lebensmittelpunkt. Hier wird gemeinsam gegessen, mit Freunden ein gutes Glas Wein getrunken, mit den Kindern gespielt und gebastelt oder mit dem Laptop von zu Hause aus gearbeitet. Aber ein Tisch wäre nicht ein Tisch unserer Zeit, gäbe es nicht die kleinen aber feinen Details: Flexibilität durch Höhenverstellbarkeit und versteckte Ausziehmöglichkeiten, integrierte Besteckschubladen oder Fußablagen für besonders ergonomisches Sitzen.

Es grünt so grün …

Alles was derzeit hip und modern ist, ist Grün – haben Sie das schon einmal bemerkt? Grüne Smoothies, grüner Matcha-Tee, grüne Küchenkräuter, grüne Avocados, begrünte Wände und natürlich auch die zahlreichen grünen Kakteen und Sukkulenten, die von aktuellen Interior-Werbefotos nicht mehr wegzudenken sind – so verpönt sie bei so manchem Architekten auch sein mögen. Grün ist also die Farbe für unsere Sehnsucht nach einem Stück Natur in unseren vier Wänden. Und so begegnet uns der sogenannte „Green Lifestyle“ an jeder Ecke. Daher ist es nicht verwunderlich, dass „Greenery“ zur Farbe des Jahres ernannt wurde.

Auch wenn es nicht genau der Original „Greenery“ Farbton ist, der uns auf den Messeständen begegnet, der eher an ein knalliges Grasgrün erinnert, sondern es sind vielmehr die dunkleren Nuancen. Von einzelnen Möbelstücken, ganzen Küchenfronten, Wandfarben, Stoffen bis hin zu den großzügig verteilten Deko-Objekten, überall lässt sich sagen: es grünt so grün…

„Das Haus – Interior on Stage“

Wie sieht unser Haus von morgen aus? Was passiert wenn wir unsere gängigen Konventionen zum Thema Wohnen über Bord werfen und unsere vier Wände konzeptionell gestalten?

Eine Antwort auf diese Fragen liefert alle Jahre die Sonderschau „Das Haus – Interior on Stage“. Mit der Aufgabe betreut wurde dieses Jahr der Industrie-Designer Todd Bracher aus New York. Sein Haus in Köln beschränkt sich auf das Essentielle: zwei ineinandergreifende rechteckige Räume, die der Designer als „multifunktionale Zonen“ bezeichnet und die für die Grundbedürfnisse Ernährung und Erholung stehen. Bis auf einen Tisch mit Stühlen und raumhohen Regalen verzichtet er weitgehend auf Möbel. Der größere Raum dient der Ernährung – ganz in hellem Holz gehalten mit Außenwänden aus raumhohen Regalen mit Rückwänden aus semitransparenten, farbigen Stoff. Gefüllt sind die Regale mit ein paar wenigen Objekten, die dem Designer wichtig sind sowie Büchern, die das Hirn mit Wissen füttern sollen.

Der zweite Raum in dunklem Holz und mit ein paar wenigen Liegen ausgestattet, ist für die Erholung  gedacht mit einer riesigen Leuchte die sofort an Sonne oder den Mond erinnert. Die Hygiene findet auf der Terrasse vor dem Haus statt.

„Time Drifts Cologne“

Dass die Liebe zum Design nicht mit Verlassen des Messegeländes endet, wurde in den letzten Jahren im Rahmen zahlreicher Events in ganz Köln – den „Passagen“ zelebriert. Ob exklusive Vernissagen, Events mit Livemusik in den vielen Showrooms rund um die Innenstadt, oder diverse Ausstellungen im hippen In-Viertel Ehrenfeld, die eher auf der alternativen Seite zu sehen sind.

Dieses Jahr kam ein weiterer spektakulärer Schauplatz hinzu: die Video-Mapping-Installation des Künstlers Philipp Geist auf der Domplatte. Die Installation, wurde für den Jahreswechsel entwickelt im Zeichen der Verarbeitung der ereignisreichen Silvesternacht 2015. Unter dem Slogan „Dein Wort für Köln“ konnten Bürger ihre persönlichen Begriffe einsenden, die Sie mit den Ereignissen in Verbindung brachten. Eingebunden in Projektionen verwandelten sie der Domvorplatz und die angrenzenden Gebäude in bewegte Lichtskultpuren, die mit Zwei- und Dreidimensionalität spielen.

Zu Messebeginn fand einer Neuauflage statt, bei der die Worte in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden, um auch die internationalen Besucher anzusprechen. So beeindruckend die Bilder des bunten Lichterteppichs auch sind, die Wiederholung trifft nicht nur auf positive Resonanz. Denn so emotional die Botschaft der Installation im Kontext des Jahreswechsels war, im Zusammenhang mit Designmöbeln und der kühlen Messe-Geschäftswelt geht das Wesen der Installation verloren…

Share on FacebookShare on Google+Tweet about this on TwitterShare on LinkedInPin on Pinterest
Share: