Herr Lorke, vielen Dank dass Sie uns für unsere Leser als Interviewpartner zur Verfügung stehen. Für jedes Hotel sind professionelle Hotelbilder ein wichtiger Teil des Erfolges. Wir freuen uns auf Tipps und Einblicke in dieses Gebiet von Ihnen als Experte.
Sie sind nicht nur diplomierter Photograph, sondern haben, bereits im Berufsleben als Photograph erfolgreich, noch ein Technisches Studium – Physikalische Optik – absolviert. Sie arbeiten auf der Basis einer profunden Ausbildung und auch mit ihrer Jahrzehnte langen Erfahrung im Bereich Hotelphotographie. Sie begleiten das Magazins Hideaways seit dessen Beginn vor 20 Jahren als „Photo-Ingenier“ und sind auch dadurch sozusagen am Puls des internationalen Hotelgeschehens. Mit ihrem besonderen Stil gehören sie zur internationalen Spitze der Hotelphotographen. Ihre Bilder bezaubern. Sie schaffen es die Identität der „Location“ einzufangen und im zweidimensionalen Photo sichtbar werden zu lassen. Mir persönlich gefällt vor allen Dingen wie Sie Menschen – Personal und Gäste – darstellen und damit ein Gefühl von Gastlichkeit transportieren.

Hotelphotographie

In ihrer 27 jährigen Laufbahn als Photograph haben sie sich auf die Hotelphotographie spezialisiert. Was ist das besondere an der Hotelphotographie – und was reizt sie persönlich daran?

Allgemein ist es in der Werbephotographie unumgänglich, sich als Photograph frühzeitig zu spezialisieren um erfolgreich zu bestehen. Es gibt für jeden Bereich der Photographie hochspezialisierte Fachleute, zum Beispiel Auto- oder Schmuckphotographen, Photographen für Architektur, Mode, Getränke, Essen, Sport usw. Mit zunehmender Berufserfahrung steigt zwar der Grad des Fachwissens, es lässt sich jedoch nicht ohne weiteres auf andere Aufgabengebiete übertragen. Bitten Sie den Hochzeitsphotographen eine Werbeaufnahme für ein Getränk zu inszenieren, wird das Ergebnis höchstwahrscheinlich sehr unbefriedigend ausfallen. Soll der Schmuckphotograph ein Auto ablichten, wird es Ihm nicht viel besser gehen. Genau hier liegt ein besonderer Aspekt der Hotelphotographie: In der Hotelphotographie müssen Sie dazu in der Lage sein, viele unterschiedliche Bereiche auf gleichhohem Niveau abzudecken. Die Architektur soll erlebbar werden, so wie ein leckeres Gericht aus dem anspruchsvollen Gourmetrestaurant frisch und lecker in Szene gesetzt werden muß. Raumaufnahmen müssen informativ sein, gleichzeitig aber Emotionen wecken. Kleine Details zu entdecken und stimmungsvoll darzustellen, Menschen in Ihrer Rolle als Gast oder auch als Serviceleister einzubinden. Dieser Anspruch an die Vielschichtigkeit der Hotelphotographie ist für mich von Beginn an eine hochmotivierende Herausforderung.
Es kommen selbstverständlich weitere Aspekte hinzu, die den Reiz des Berufes ausmachen. Natürlich ist es wesentlich aufregender eine Woche auf einer luxuriösen Malediveninsel, die Woche darauf in einem Chalethotel in den Alpen zu photographieren, anstatt im Studio tagtäglich die gleichen Produkte für den nächsten Supermarktprospekt abzulichten.
Ein besonders beeindruckender Teil meiner Arbeit sind jedoch die Menschen die ich kennenlerne, die verschiedenen Kulturen und Mentalitäten in nur einem Haus, das Zusammenwirken der Mitarbeiter eines Hotels, die tagtäglich mit sehr viel Einsatz alles dafür geben um wiederum anderen Menschen, den Hotelgästen, einen bestmöglichen Aufenthalt zu ermöglichen. Diese Mitarbeiter verdienen den allerhöchsten Respekt.
Kurz gefasst, es sind die hohen fachlichen Anforderungen kombiniert mit einer sehr positiven zwischenmenschlichen Komponente und nicht zuletzt einer aufregenden Reisetätigkeit, die die Hauptreize dieses Berufes für mich ausmachen.

Tipps Photoshooting

Was sind ihrer Erfahrung nach die Voraussetzungen dafür, dass ein Photoshooting für ein Hotel oder ein Restaurant gelingt?

Grundvoraussetzung ist natürlich eine sorgfältige Vorbereitung von allen Seiten. Dabei können die Hotels oder Restaurants viel Vorarbeit leisten, denn es ist ärgerlich, wenn während der Photoproduktion unnötig Zeit für z.Bsp. das Wechseln von defekten Leuchtmitteln oder das Bügeln von Tisch- und Bettwäsche draufgeht. Solche Defizite lassen sich im Vorfeld beheben, letztendlich muss jedoch der Photograph dafür Sorge tragen, indem er diese Dinge seinen Kunden frühzeitig kommuniziert.

Ein Drehbuch für das Photoshooting ist dringend anzuraten. Wenn die genaue Motivliste feststeht, sollte das Hotel einen ungefähren Zeitplan für die einzelnen Photos ausarbeiten. Einige Bereiche wie der Spa und die Restaurants sind nur zu festgelegten Zeiten zu belegen. Das Drehbuch sollte jedoch dringend Zeiten für spontane Photos freihalten. Oft sehe ich ein Hotel bei der Produktion das erste Mal. Besonders schöne Blickwinkel und stimmungsvolle Details werden für mich erst ersichtlich, wenn ich mich durch die Räume durcharbeite. Diese ungeplanten, spontanen Photos sind häufig die allerschönsten Motive eines Shootings und es ist äußerst bedauerlich, wenn aus Kostengründen die Tage bis auf die letzte Minute durchgetaktet sind und keine Zeit für die Besonderheiten bleibt.

Die besten Erfahrungen habe ich mit Hotels gesammelt, die Ihre Mitarbeiter direkt in das bevorstehende Photoshooting einbinden. Angestellte, die eigenverantwortlich Ihren Zuständigkeitsbereich für die Photos vorbereiten dürfen, erledigen diese Arbeit in aller Regel motivierter und zuverlässiger, als wenn Sie das Gefühl haben, übergangen worden zu sein.

Genauso wichtig sind mir meine eigenen Mitarbeiter. Gewöhnlich reise ich mit nur einem Photoassistenten zusammen. Dabei greife ich auf einen kleinen festen Stamm freier Photographen zurück, mit denen ich bereits seit vielen Jahren zusammen arbeite. Alle haben eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Studium hinter sich und bei eigenen Aufträgen bereits Erfahrungen sammeln können. Sie kennen meine Art zu photographieren sehr genau und ich weiss, daß ich mich jederzeit voll und ganz auf Ihre kompetente und kreative Unterstützung bestens verlassen kann.

Wenn alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, lässt es sich am besten in Ruhe arbeiten. Dabei vergleiche ich meine Arbeit gerne mit der eines Schriftstellers: kreativ zu arbeiten verlangt höchste Konzentration. Wenn einem dabei ständig jemand über die Schulter schaut und ist das alles andere als förderlich für ein gutes Ergebnis. Ich wundere mich über Photographen, die sich zusätzlich zu Ihrer Arbeit noch pausenlos unterhalten können.

Tipps Photograph

Woran erkennt man einen guten Hotelphotographen? Nach welchen Kriterien wählt man aus?

Wie bereits erwähnt, eignet sich jeder Photograph im Laufe seines Beruflebens einen Arbeitsschwerpunkt an, in dem er sich weiter entwickelt und in dem er ein spezifisches Fachwissen erlangt. Der ortsansässige Photograph bringt sicherlich oft ein hohes Maß an zeitlicher Flexibilität mit sich, doch auch wenn er noch so gut in seinem Bereich ist, z.Bsp. der Portrait- und Hochzeitsphotographie, ist es unwahrscheinlich, daß er ohne Erfahrung die Anforderungen an eine gute Hotelphotographie meistert. Ich kann nur dringend dazu raten, sich erstens Gedanken über den Stil der Bildsprache zu machen, wie man sein Hotel dargestellt haben möchte, um dann im zweiten Schritt auf die Suche nach einem Photographen zu gehen, der solche oder ähnliche Bilder in seinem Portfolio anbietet.

Sicherlich zählt auch bei Photographen der Standortvorteil. Ich habe einige Male darüber nachgedacht, meinen Wohnsitz in die Alpenregion zu verlagern um kürzere Anfahrtswege zu realisieren, schließlich findet sich hier der Großteil meiner Auftraggeber. Aber auch damit könnte ich nicht jedem gerecht werden. Und unseren Kunden in Asien oder anderen Teilen dieser Welt ist es ohnehin egal.

Ausschlaggebend für die Wahl des richtigen Photographen sollte einzig und allein die Bildqualität sein, zwei schlechte Photographen mit kurzen Anfahrtswegen sind in aller Regel bereits teurer als ein guter Photograph der eine etwas längere Anreise hat.

PhotoTechnik

Sie arbeiten mit digitalem Highend Equipment. Als Laie empfinde ich manchmal, dass die Poesie der analogen Photographie oftmals der technischen Exaktheit der digitalen Photographie zum Opfer fällt. Wie schaffen sie es trotzdem dieses besondere Flair in ihre Bilder zu zaubern. Was fasziniert sie an der digitalen Photographie?

Lassen Sie mich mit einem Vorurteil aufräumen: Digitale Photographie ist im Vergleich zur analogen Photographie weder seelenlos noch flach. Die angesprochene technische Exaktheit gab es bereits bei der analogen Photographie, dort war sie sogar viel konsequenter vorhanden. Die Photographie an sich hat sich verändert. Die analoge Photographie hatte ohne Frage ein großes Spannungsmoment für Laien wie auch manchen Berufsphotographen: was erwartet einen, wenn der Film aus der Entwicklung kommt? Aus diesem Grund wurde zu analogen Zeiten sicherlich überlegter photographiert. Bedenkt man allerdings die höchst umweltbedenklichen chemischen Herstellungs- und Verarbeitungsschritte, die Laborzeiten, Materialkosten und demgegenüber die riesigen Fortschritte, die die digitale Photographie in den letzten 10 Jahren gemacht hat, gelangt man bei aller Emotionalität zwangsläufig zu der Erkenntnis wie positiv es ist, daß dieser Teil der Technik Geschichte ist.

Dennoch gebe ich Ihnen Recht. Die vielfältigen Möglichkeiten der Nachbearbeitung bei der digitalen Photographie, führen leider allzu häufig dazu, daß heute mehr geknipst als photographiert wird. „100 Bilder in einer Stunde, da wird schon eins dabei sein, den Rest machen wir in Photoshop“ – Das tut weh! 100 schlechte Photos zu machen, auszusortieren und aufwendig zu retuschieren dauert länger und ist oft kostspieliger als eine vernünftige Aufnahme zu produzieren, die kaum nachbearbeitet werden muss. Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln wird vieles korrigiert, die Ergebnisse sehen aber bestenfalls steril und „technisch exakt“ aus, aus einer schlechten Aufnahme wird keine Gute.

Um ein ansprechendes Photo zu erschaffen braucht es eine Idee, einen Sinn für Gestaltung und ganz besonders viel Gespür für das richtige Licht. Photographie ist der Bedeutung nach Malen mit Licht, die Kamera ist nur das Werkzeug und gerät fast zur Nebensache. Auch ich mache mir die vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Nachbearbeitung gerne zu Nutze, sie dürfen aber keinesfalls vordergründig ersichtlich werden.

Freude

Im ersten Gespräch mit ihnen war für mich sofort die Freude spürbar, mit der sie über ihr Metier sprechen. Was bereitet ihnen Freude in ihrer Arbeit?

Das Reisennatürlich, die Freundlichkeit der Menschen mit denen ich zu tun habe, die Abwechslung… sicher ist es auch Neugier. Jede Woche stehe ich vor komplett neuen Herausforderungen, kein Hotel gleicht dem anderen. Ich freue mich zu sehen, mit welchen Mitteln ein Hotelier versucht seinen Gästen einen vielleicht unvergesslichen Aufenthalt zu ermöglichen. Es ist der Reiz, wie ich es erreichen kann, die Atmosphäre einer Location in meinen Bildern festzuhalten.

Photographie befindet sich wie die Mode in einem ständigen Wandel. So wie sich die Hotels verändern, verändert sich auch der Stil in der Photographie. Es wird nie langweilig.

Es ist aber auch die Technik selbst, die mich begeistert. Nach meiner Ausbildung und den ersten Berufsjahren als Werbephotograph, studierte ich ein sehr spezielles Fach an der Kölner Fachhochschule – Photoingenieurwesen. Dieses Studium beschäftigt sich überwiegend mit den naturwissenschaftlichen Hintergründen und Auswirkungen von Licht, Photographie bildete dabei nur einen untergeordneten Teilaspekt. Meinen Abschluss machte ich in der Forschung im Bereich physikalischer Optik. Auch wenn viele Studiumsinhalte für meine heutige Tätigkeit ohne Belang sind, profitiere ich in vielen Situationen dennoch von dem damals erworbenen Hintergrundwissen.

Leben

Sie werden international als Hotelphotograph gebucht und sind viel unterwegs. Gibt es da ein Leben als Privatmensch?

Das gibt es, wenn auch mit großen Einschränkungen. In den wenigen Wochen im Jahr in denen ich nicht auf Reisen bin, hat meine Familie allerhöchste Priorität. Wann immer es möglich ist versuche ich meine Aufträge so zu planen, daß ich möglichst am Wochenende zu Hause bin. Bei größeren Produktionen und Fernreisen geht das natürlich nicht.

Meine Frau ist diplomierte Photodesignerin mit der Fachrichtung Foodphotographie und bezeichnet sich nicht zu Unrecht gerne mal als alleinerziehende Mutter unseres gemeinsamen Sohnes. Dank Ihrer gleichartigen Ausbildung hat sie zum Glück großes Verständnis für meine Tätigkeit. Nur bei den Urlaubsplanungen gehen unsere Vorstellungen weit auseinander. Während mein Sohn und meine Frau sich riesig auf ein schönes Verwöhnhotel möglichst weit weg freuen, würde ich eigentlich den Urlaub am liebsten zu Hause im Garten verbringen.

Wer macht bei ihnen die Familienphotos? Gibt es eigentlich Schnappschüsse in einer Photographenfamilie?

Tatsächlich kann ich weder in meiner Freizeit noch im Urlaub den Finger vom Auslöser lassen, da gibt es dann auch schon mal genervte Kommentare von meiner Familie. Bei offiziellen Anlässen wie z.Bsp. Familienfeiern lasse ich allerdings lieber Anderen den Vortritt. Für die Schnappschüsse ist unser 13-jähriger Sohn zuständig. In Situationen, in denen ich überhaupt noch nicht darüber nachgedacht habe eine Kamera rauszuholen, hat er bereits mit seinem Handy draufgedrückt.

Gibt es etwas, das sie sich als Photograph für die Zukunft wünschen?

Mit der massenhaften Verbreitung der Photographie als Freizeitvergnügen ist leider eine deutliche Abnahme der Wertschätzung der Berufsphotographie einhergegangen. Viele Quereinsteiger haben sich in den letzten Jahren ohne Vorkenntnisse in den Markt gedrängt und nicht nur die Preise gedrückt, sondern viel schlimmer noch mit schlechten Arbeiten das Ansehen der Berufsphotographen ramponiert. Mittlerweile wurde erkannt, daß die Anschaffung einer digitalen Spiegelreflexkamera nicht gleichzusetzen ist, mit automatisch guten Photos. Ein anspruchsvolles Produkt will auch adäquat beworben werden, wer bucht heute im Zeitalter vom Internet noch ein Hotel, dessen Werbeaufnahmen schlecht sind. Zum Glück deutet sich hier eine Trendwende bei den Auftraggebern an.

Rücksichtnahme, Toleranz und Ehrlichkeit im Umgang miteinander sind mir nicht nur im Privaten sondern genauso auch im beruflichen Umfeld sehr wichtig. Damit habe ich in der Vergangenheit beste Erfahrung gemacht und das wünsche ich mir auch für zukünftige Projekte.

Vielen Dank!

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