In der Toskana wird besonders deutlich, dass Architektur, deren Stil und Bauweise nicht nur einfach eine Modeerscheinung oder eine Laune der einzelnen Architekten ist, sondern Ausdruck eines Lebensgefühls einer sozialen Wirklichkeit. Es war sehr inspirierend dies hautnah in den verschiedenen Städten zu erleben und die einzelnen Impulse gedanklich auf den Hotelbau umzulegen. Es war auch eine riesen Gaudi die Strecken dazwischen mit Alfa Romeo Oldtimern zu bewältigen. Manche von uns gingen auf den kurvenreichen Straßen der Mille Miglia zeitweise verloren. Manchen hat es am Gasfuß gekitzelt und bei den unvermeidlichen Wettrennen ist der Adrenalinspiegel mancher unbedarfter Beifahrer deutlich gestiegen. ;-)

Florenz – Statik

Schon bei der Anreise sahen wir die Kuppel des Doms zu Florenz in der Ferne und es war beeindruckend dieses Meisterwerk der Baumeisterkunst aus der Nähe zu betrachten. Die Kuppel ist ein Symbol dafür, wie mit Grips und Mut zu neuer Denkweise kreative Lösungen für schier unlösbare Probleme gefunden werden können. Filippo Brunelleschi wurde für seine Idee zuerst verlacht und gilt heute als ein Genie in der Architektur. Und das obwohl er gar kein Architekt war, er war Goldschmied und Uhrenmacher. Erstaunlich waren auch die Bauzeiten damals – 16 Jahre allein für die Kuppel! – davon können wir nur träumen ;-)

Siena – sozialer Raum

Beeindruckt hat uns vor allem Siena. Die Form der Architektur formt das soziale Leben. Mit unserem Credo „creating hospitality“ – übersetzt wie „Raum für Gastlichkeit schaffen“ – stehen wir am Piazza del Campo, genießen die Weite und beobachten die Menschen. Hier wurde ein Ort der Begegnung geschaffen, der funktioniert. Hier hat die Jugend einen Platz im öffentlichen Raum, Touristen und Einheimische mischen sich in den flankierenden Cafes, und er fungiert 2 mal im Jahr als Austragungsort des Palios, einem authentischen, traditionellen Pferderennens. Sehenswürdigkeiten und praktisches Leben nehmen hier nebeneinander Platz.

Wir diskutieren in Siena über maximale Baudichte, maximale Zimmeranzahl, darüber Geldmittel optimal zu verwenden und ob es sich wirtschaftlich langfristig rechnen würde, diese für Orte der Begegnung zu öffnen. Wir beraten über Quantität und Qualität und die Bedürfnisse der verschiedenen Gästegruppen. Nachhaltigkeit erreicht man über Stammkunden, Stammkunden kommen über das Wohlgefühl. Wir stellen uns der Frage: wie schaut Architektur aus, die dem Grundbedürfnis des Menschen nach sozialem Kontakt natürlich und unaufdringlich Raum gibt?

Siena steht auch für die Früchte, die ein kultureller Austausch mit sich bringt. Die vielen Gäste und Reisenden, die in der Vergangenheit Siena auf ihrer Durchreise besuchten, brachten neues Wissen, neue Erkenntnisse in die Stadt. Sienas lebenswichtiges Wasserzufuhrsystem wurde aus dem Orient inspiriert. Genauso die Mathematik, und die Grundlagen für die moderne Medizin. Der Kontakt mit der orientalischen Baukunst leitete in ganz Europa den gotischen Baustil, für den Siena berühmt ist, ein, und das damit einhergehende Lebensgefühl der Offenheit und des Aufbruchs.

San Gimignano – Statussymbole

In San Gimignano ist die Zeit im Jahr 1563 stehen geblieben, aus Geldnot. Gottseidank. So wurde ein mittelalterlicher Baukomplex erhalten, indem wir heute das Lebensgefühl dieser weit zurückliegenden Zeit noch etwas nachspüren können. Es stehen noch viele der Geschlechtertürme, die wie Hochhäuser die “Skyline” von San. Gimignano prägen. Sie waren Verteidigungswerke und Statussymbole der einflußreichen Familien. Je höher der Turm, desto höher das Ansehen der Familie.

Direkt und indirekt begegnet uns das Thema Statussymbol auch im Hotelbau. Es geht um Inszenierung der eigenen Qualität und um Abgrenzung zum Mitbewerber. Die Größe des Wellnessbereiches, die Anzahl der Zimmer, der Name der Architekten. Wir kommen zum Schluß, dass das Markieren des Status meist irgendwie dazu gehört. Wichtig ist nur, Gestalter zu bleiben, nicht Getriebene zu werden, indem man andere blindlings nacheifert. Das gelingt in der Regel, wenn man vom eigenen Bedarf ausgeht und dem individuellen Potenzial eine passende optische Form gibt.

(sich) im Team erleben

Es war eine wunderbare Reise! Auch dadurch, weil wir miteinander als Kollegen unterwegs waren. Es hat was Besonderes gemeinsam zu erleben und die Eindrücke zu teilen. Wir hatten einen Mega Spaß!

Nachlese:
Hier ein interessanter Film von National Geographic über den Kuppelbau des Doms zu Florenz (in Englisch)
9etzPlO$4E)VXChF!6BgeF57

Ein Film über den Palio
https://www.youtube.com/watch?v=Q04p0YvRtY4

 Hier der offizielle YouTube Kanal des Palios in Siena, mit verschiedenen Videos, unter anderem auch aus 1936
https://www.youtube.com/user/wwwilpalioorg

Share on FacebookShare on Google+Tweet about this on TwitterShare on LinkedInPin on Pinterest
Share: